Etwa in halber Entfernung zwischen der Wallfahrtskirche Mariatrost und der Pfarrkirche St. Leonhard liegt im waldesgrünen Talgrund des Mariatroster Baches der moderne Kirchenbau „Maria Verkündigung in Kroisbach”. War es in früheren Zeiten üblich Kirchen auf erhöhten Plätzen oder Hügeln zu errichten, kann man hier versinnbildlicht sagen, die Kirche ist zu den „Niederungen des menschlichen Daseins“ hinabgestiegen. Der Ursprung der Kirche war früher direkt an der Mariatroster Straße gelegen, der heute noch bestehenden Johanneskapelle. Dem Hl. Nepomuk geweiht, wurde hier erstmals 1740 eine Hl. Messe gefeiert. Heute steht die Kapelle unter Denkmalschutz.
Eine steigende seelsorgliche Betreuung nach Kriegsende der Bewohner im Barackenlager „Am Rehgrund“ veranlasste Bischof Pawlikowski einen Kirchenneubau ins Auge zu fassen. Es wurde 1953 provisorisch eine Notkirche 2 aus Holz (ehemalige Wehrmachtsbaracke) errichtet. Pfarrer dieser ersten Stunden war Alfons Bernath. In weiterer Folge wurde ein ‚Seelsorgezentrum’ errichtet, wo nicht nur Liturgie gefeiert wurde, sondern auch andere kirchliche und kulturelle Veranstaltungen stattfinden konnten. Die Außenplanung wurde den Architekten Kapfhammer und Wegan, die des Inneren dem Künstler Gerhard Lojen übertragen. Am 14. September 1974 erfolgte dann die liturgische Einweihung (Konsekration) durch Bischof Weber. Nach dem Ableben von Pfr. Bernath übernahm Pfr. Peter Weberhofer am 14. September 1980 die Pfarre.
Ein deutlich sichtbares Zeichen steht am Kirchvorplatz: ein von der Grazer Künstlerin Brigitte Haubenhofer gestaltetes Kreuz aus Stahlrohren, in dem ein rotes Segel in T-Form eingespannt ist. Letztendlich konnte auch der bis dahin fehlende ‚Kirchturm’ errichtet und die dazugehörenden Glocken am 5. April 2003 durch Bischof Weber geweiht werden. Sollte man die Kirche auch nicht von überall her sehen können, ihre einladenden und mahnenden Rufe sind aber sehr weithin hörbar!
(F. Spreitzhofer, Quelle: Karl Amon "Die Grazer Stadtpfarren")
Das neue Seelsorgezentrum war anfänglich von heftigsten Reaktionen des Für und Wider dieses modernen, vielschichtigen Raumes gegenüber begleitet:
- Die äußere Gestaltung sollte dem Gedanken einer dienenden und nicht herrschenden Kirche entsprechen.
- Die verschiedenen Nutzungsvarianten im Inneren sollten ein kommunikatives, pfarrliches Leben ermöglichen.
Beides hat sich als richtig erwiesen und bewährt.
Das Seelsorgezentrum „Mariae Verkündigung“ begnügt sich außen mit durchaus weltlichen Werkstoffen: Welleternit, Beton, Stahlgitter und Glas. Der sakrale Charakter des Bauwerks wurde aber trotz der als Kreuze gestalteten Eingänge im Norden und Süden von Ortsfremden oft nicht erkannt.
Das Kreuz als Zeichen des Heils, als ergänzendes Attribut 1984 anlässlich des zehnten „Geburtstages“ des Seelsorgezentrums auf dem Vorplatz der Kirche errichtet, wird ausgefüllt von einem Segel – dem Sinnbild der Impulsaufnahme und -weitergabe. Bewusst wurde hier in der formalen Gestaltung des Antoniuskreuzes auf das Schiff der Kirche und das menschliche Sein Bedacht genommen.
Der Glockenturm mit dem Turmkreuz, 2003 errichtet, weist das Seelsorgezentrum klar als Kirche aus. Das geneigte Kreuz versinnbildlicht den Schöpfer, der sich in Jesus der Welt menschenfreundlich zuwendet. Der Glockenträger mit einem 4-fachen Geläute (mit Reliefs von Erwin Huber) lädt täglich beim Angelusläuten zum Innehalten, an Sonntagen zur gemeinsamen Messfeier ein.
Lojen: „Ich habe keine Kunst machen wollen, sondern eine 'Mystik der Einfachheit'!"
Die Dachkonstruktion und der Lichteinfall kennzeichnen im Kirchenschiff die Symbolgestalt des Gabelkreuzes in Y-Form, den Baum des Lebens charakterisierend.
Der lichtdurchflutete Kirchenraum ist auf den Altarbereich konzentriert.
Auch der Altar hat die Form eines Kreuzes, er ist in den Farben rot, blau und weiß gehalten. Blickpunkt im Altarraum ist das Kristallscheibchen enthaltende Vortragskreuz.
Die christliche Farbensymbolik findet sich in der Kirche allseits, im Altarraum, den Sitzreihen, den Tür- und Fensterumrahmungen und der Emporenbrüstung.
- rot strömt das Blut der Märtyrer und in roten Flammenzungen offenbart sich der heilige Geist
- blau gilt als Farbe der Treue Gottes und so leuchten die Gewänder Mariens
- weiß feiert die Kirche die Auferstehung, weiß erstrahlt „Christus, das Licht“.
Kreuzwegdarstellung
Ein stilisierter Kreuzweg befindet sich an der Hubwand, die den Kirchenraum vom Pfarrsaal trennt. Dieser wurde vom Innenausstatter der Kirche, Architekt Lojen, gestaltet. Diese Darstellung beruft sich auf eine ‚Mystik der Einfachheit‘. In die der Farbe des Wüstensandes gehaltenen Wand wurden die einzelnen Stationen in Form quadratisch gefasster Kreuze gezeichnet. Die schräg nach oben verlaufende Linie symbolisiert den Anstieg auf Golgotha. Kreuzigung und Tod am Kreuz stellt eine verdunkelte Sonne auf dieser letzten Höhe dar.
Galerie der Erzengel
Anlässlich des 40-Jahr-Jubiläums der Kirchweihe wurden auch drei Gemälde des Architekten Wolfgang Kapfhammer installiert. Dieser war nicht nur einer der Architekten unserer Kirche, sondern hat sich später auch der Malerei gewidmet. Die Motive dieser Bilder stellen in stilisierter Form die drei Erzengel Michael, Gabriel und Raphael dar, wobei aus den Betrachtungen des Weltalls diese Vorstellungen von Engelsgestalten entstanden.
Mosaik in der Wochentagskapelle
Ein etwas im Verborgenen befindliches Kleinod stellt das Mosaik von ‚Maria Verkündigung‘ in der Wochentagskapelle dar. Dieses stammt von einem Künstler der berühmten Schule in Ravenna. Es lässt den Engel der von der Taube des Hl. Geistes überschatteten Maria, die Botschaft von ihrer Empfängnis (durch einen goldenen Stern symbolisiert) überbringen.
Ein Stück Südtiroler Holzschnitzkunst
An der Altarseite zum Eingang in die Wochentagskapelle befindet sich das Werk des Südtiroler Holzschnitzers Pirnot Zenz, ‚Maria mit Kind‘, das aus Lindenholz liebevoll gestaltet ist.
Moderne Weihnachtskrippe
Eine etwas ‚andere‘ Weihnachtskrippe stellt eine Schöpfung der Tiroler Künstlerin Brigitte Birkl dar, die mit der übrigen Gestaltung des Altarraumes harmoniert. Die idealisierten Figuren sind auf einer großen weißen Scheibe (den irischen Scheibenkreuzen nachempfunden), die mit einem rot-blauem Kreuz (den Farben unserer Kirche) durchzogen ist.
Maria (rot) hält das Jesuskind – dargestellt als Bergkristall – in ihrem Schoss, während Josef (blau) schützend seine Hand über beide hält. Weit ausladende Hände kennzeichnen den Verkündigungsengel. Die heiligen Drei Könige (in weiß) bringen symbolische Gaben: die Kugel symbolisiert den Westen und Amerika, die Pyramide Afrika und der Würfel den Orient und Asien. So kommt die gesamte Welt zu Jesus, dem Retter und Erlöser.
Krippe mit selbstgebastelten Figuren
Zur Weihnachtszeit stehen beide Krippen gleichberechtigt nebeneinander neben dem Christbaum.
Für den Inhalt verantwortlich: Florian Spreitzhofer, Werner Aberer, Elisabeth Aberer, Birgit Walch.
Quellen:
Festschrift zum 10-jährigen Bestand des Seelsorgezentrums Mariä Verkündigung in Graz Kroisbach, 1984.
Katholisches Seelsorgezentrum Graz-Kroisbach (Festschrift anlässlich der Einweihung, Graz 1974).
Kirchenfolder: Herzlich willkommen in der Pfarre Graz-Kroisbach.
Florian Spreitzhofer: Steirische Pfarren im Porträt. Sonntagsblatt 3.6.2007.
Luise Ulz: Ausgewählte Beispiele von Kirchenbauten in der Steiermark seit 1945. Proseminararbeit WS 1997/98.
Fotos: Florian Spreitzhofer, Elisabeth Aberer