Nachbericht: „Auf den Spuren des Klimas durch Graz wandeln.
Klima-Stadtrundgang mit ‚Laudato si‘ im Gepäck“!
Wandbegrünungen, neue Bepflanzung bei extremem Stadtklima, das „Schwammstadtprinzip“, Verkehrsberuhigung , „Gutes von gestern“ oder auch nachhaltige Tipps für einen Blackout: Dies alles stand am Programm eines gemeinsam vom Klimabündnis Steiermark, der Katholischen Stadtkirche Graz, dem Bildungsforum Mariatrost und dem Katholischen Bildungswerk am 19. September durchgeführten innovativen Klima-Stadtrundgangs durch Graz! Mit einem vollen „Rucksack“ stärkender Impulse aus Papst Franziskus‘ „Klimaenzyklika“ ‚Laudato si‘ – „gepackt“ von Daniela Felber, Referentin für Schöpfungsverantwortung der Katholischen Stadtkirche Graz – war dieser zudem angereichert!
Auf dem Hintergrund der aktuell so deutlichen Auswirkungen des Klimawandels – des heißen Sommers und der anschließenden Starkregenereignisse – führte Klimaexpertin Dr. Anna-Maria Maul des ‚Klimabündnisses Steiermark‘ rund 20 Teilnehmende zu acht Klima-Eckpunkten in der Grazer Innenstadt und erläuterte zahlreiche Klimaschutz- und Klimawandelanpassungen. Die Bepflanzung der Schmiedgasse mit einer amerikanischen Eschenart (die mit extrem heißem Stadtwetter besser zurecht kommt als hiesige Baumarten), der Wasser aufnehmende Platzbelag im Joanneumsviertel sowie der dortige „Pflanzenkäfig“, die verkehrsberuhigte Neutorgasse, das Grazer Recycling-System oder auch verschiedene Car-Sharing-Modelle wurden genau unter die Lupe genommen.
Dabei stand die Frage, welchen Beitrag wir persönlich leisten kommen, um mit der stets zunehmenden Klimaerwärmung auch zukünftig leben und vor allem gegensteuern zu können, im Mittelpunkt. Tipps rund um effiziente Energienutzung, die Rettung von Lebensmitteln, die Mitnahme des Grazer „BackCup-Mehrwegbechers“ für den Coffee-to-go-Genuss sowie die Wiederbefüllung der eigenen Wasserflasche bei allen Lokalen mit dem blauen „Refill Austria“-Aufkleber kamen beim gemeinsamen intensiven Austausch nicht zu kurz.
Wesentlich dabei die befreiende „less is more“-Haltung, wie es Papst Franziskus in ‚Laudato si‘ auf den Punkt bringt: „Es ist wichtig, eine alte Lehre anzunehmen, die in verschiedenen religiösen Traditionen und auch in der Bibel vorhanden ist. Es handelt sich um die Überzeugung, dass ‚weniger mehr ist‘!“ (Laudato si, 222)
Ein herzliches Dankeschön allen, die in Richtung Klimaschutz mit unterwegs waren!
(Bild-)Nachlese zum Talk am Campus: Hilflos zusehen? Klimakleben? Wege, um in der Klimakrise persönlich wirksam zu werden
„Kooperativ sein, den ersten Schritt machen“ – antwortete Klima-Psychologe Thomas Brudermann auf die Frage, wie man in der Klimakrise persönlich wirksam werden kann. Im Talk am Campus mit Florian Traussnig arbeitet er bei diesem „schweren Thema“ viel mit Humor, (Selbst-)Ironie und Comic-Elementen, um „Klimaausreden“ und Desinformation entgegenzutreten. In der Zeit plädiert er fürs Mittun „von unten“: „Ich würde hier für einen Perspektivenwechsel plädieren. Weg von: Was sollen die anderen tun? Hin zu: Was kann ich eigentlich beitragen?“ Brudermann, der sich aktiv in politische Prozesse einbringt oder als wissenschaftliche „voice“ bei Poetry Slams mitwirkt, hat auch seine persönlichen Lebensweise, etwa die Ernährung und sein Reiseverhalten, geändert – etwa indem er von „dreimal täglich Fleisch“ auf vegetarische Ernährung umgestellt, oder sich durch Abmeldung von einem Fluglinien-Newslettern sowie durch kleinere Kniffe selbst „überlistet“ hat.
Die Sozialwissenschaftlerin Ilona Otto hatte 2013 einen persönlichen Schlüsselmoment, als sie vom möglichen Ende unserer Zivilisation las, falls die Durchschnittstemperatur Richtung 4 Grad steigen sollte. Sie hat dennoch Hoffnung, dass sich jenes für einen „sozialen Kipppunkt“ in Richtung klimafreundliche Zukunft nötige knappe Drittel der Gesellschaft mobilisieren lässt – das konkrete Tun des oder der Einzelnen könne gemeinsam mit strukturellen Veränderungen „von oben“ viel bewirken. In der Furche meinte sie etwa: „Jeder Tag ist ein guter Tag, um sich für die 1,5 Grad einzusetzen!“ Beim „Emission Gap Report“ des UN-Umweltprogramms hat sie an einem ganzen Kapitel mitgeschrieben, das zeigt, so die Wiener Zeitung, an welchen Schrauben wir selber drehen können, um klimaschonender zu leben. Otto versucht dabei auch, im persönlichen Bereich den digitalen Zerrbildern von klimaschädlichen Influencern entgegenzuwirken und andere Rollenbilder vorzuleben. Wissenschaftlich arbeitet sie nicht nur mit „social innovations“, sondern auch mit spielerischen Simulationen, die mithelfen sollen, die Gesellschaft für den Klimawandel zu verändern.
Die umtriebige Aktivistin und Pastoralreferentin Daniela Felber brachte eine „Krone der Vielfalt“, eine gelbe Warnweste von der Aktion „Autofasten“ sowie andere Objekte mit. Sie vermittelte theologische Grundlagen ihres ganzheitlichen Lebensstils und verriet, dass konkretes Tun wie Autofasten und Müllsammeln in verschiedensten Gesellschaftsschichten Glaubwürdigkeit und Akzeptanz für Umwelt- und Klimaschutz fördern kann. Das kann auf der Straße oder beim „Alltagsradlen“ in Graz, aber auch bei der Freiwilligen Feuerwehr am Land passieren, so Felber, die als Begräbnisfeierleiterin auch weiß: „‘Letzte Gedanken‘ der Menschen sind fast nie materiell, sondern haben oft einen Bezug zur Natur“ – es gibt also gemeinsame Werte von uns allen, die durchs konkrete und hoffnungsvolle Tun „von unten“ gelebt werden können, um auf Politik und gesellschaftliche Strukturen einzuwirken. So schreibt der Schöpfungstheologe Michael Rosenberger im Denken+Glauben: „Gerade wer sich mit großer Hingabe für die Umwelt engagiert, kommt mitunter an den Rand der Verzweiflung. Umso wichtiger ist es, Hoffnung nicht an den Erfolg zu hängen: ,Hoffnung ist … die Fähigkeit, für das Gelingen einer Sache zu arbeiten. Hoffnung ist … nicht dasselbe wie Optimismus. Sie ist nicht die Überzeugung, dass etwas klappen wird, sondern die Gewissheit, dass etwas seinen guten Sinn hat – egal, wie es am Ende ausgehen wird. Diese Hoffnung alleine ist es, die uns die Kraft gibt zu leben und immer wieder Neues zu wagen, selbst unter Bedingungen, die uns vollkommen hoffnungslos erscheinen.‘ (Vaclav Havel) Es lohnt sich, mit ganzer Kraft gegen die Bedrohung unseres Ökosystems zu arbeiten – in der festen Gewissheit, dass das seinen guten Sinn hat.“
Wir danken den engagierten Referent:innen, den diskussions- und tatfreudigen Gästen, dem Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz und der Katholischen Stadtkirche Graz für die Kooperation!
Florian Traussnig
Diese Veranstaltung wurde gefördert aus Mitteln der Österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung (ÖGPB).
Die städtischen Lebensräume von Falken, Hausrotschwänzen & Co. Erkunden
Der „Lebensraum Stadt“, der nicht nur bei uns Menschen Hochkonjunktur hat, stand bei der corona- und wetterbedingt viermal (!) verschobenen ,Frühjahrstour zu Grazer Kirchturmtieren‘ des Bildungsforums Mariatrost und der Katholischen Stadtkirche Graz am 15. Juni im Mittelpunkt: Mauersegler, Mönchsgrasmücken, Aaskrähen, Amseln, Spatzen, Stadt- sowie Ringeltauben und sogar Wander- und Turmfalken waren die „Hauptpersonen“ in der von Prof. Dr. Hartwig Pfeifhofer, Obmann von BirdLife Steiermark, geführten urbanen Erkundung! 21 hochinteressierte Teilnehmer:innen nahmen die Gelegenheit wahr, mit Fernglas, Bestimmungsbuch und Kamera ausgestattet, diesen, häufig leider nur selten gewürdigten, städtischen „Mitbewohner:innen“ Besuch abzustatten, ihre Lebensräume zu erkunden und damit einen Beitrag zum bewussten und engagierten Umgang mit der Natur zu leisten.
Von der Herz-Jesu-Kirche, wo, dank Prof. Pfeifhofers fantastischem Fernrohr, der Blick auf gefährdete Gebäudebrüter wie Mauersegler, Rauch- und Mehlschwalben und sogar Turmfalken erhascht werden konnte, führte uns der Weg zunächst zur Heilandskirche, dann bis zum Rathaus am Hauptplatz. Direkt an dessen Fassade finden sich die Nester der größten Mehlschwalbenpopulation der Steiermark.
Schließlich spazierten wir bis zum „Café Schwalbennest (!)“ am Franziskanerplatz, das uns – „nomen est omen“ – hinunter zur Mur „fliegen“ ließ: Neugierig konnten die 21 Bird Watcher bzw. Vogelkunderler:innen unserem Referenten spezielle Hinweise zu den Auswirkungen der aktuellen Hochwasserlage auf den am Ufer brütenden Eisvogel oder die Seemöwe entlocken, bevor es uns in ruhigere Gefilde zog: Der Innenhof der Franziskanerkirche ließ den Blick gen Himmel frei, wo mehrere Jungfalken genussvoll bei ihren ersten Flugversuchen beobachtet wurden.
Hier, an diesem friedlichen Ort, war es schließlich an der Zeit, die Veranstaltung spirituell stärkend abzuschließend: Daniela Felber, Referentin für Schöpfungsverantwortung der Katholischen Stadtkirche Graz, las, mit Erwähnung des geschwisterlichen Umgangs des Franz von Assisi mit der Tierwelt, die Legende der Vogelpredigt vor. Im vorgetragenen Gebet für unser aktives Schöpfungs-Tun mündete der Kerninhalt der wunderbaren Frühjahrstour: „Dann singen die Vögel des Himmels ihr Lob!“
Naturfreunde erlebten am 26. April bei den Eustacchiogründen eine Wanderung mit vielfältigen Aspekten der ökologischen Zusammenhänge, benannt von Roya Payandeh und untermalt vom Gesang der Schwanzmeisen, Mönchsgrasmücken, Rotkehlchen und Zilpzalpen.
So wurden Aaskrähen als Gesundheitspolizei beschrieben, indem sie Abfälle verzehren. Alte Raben- oder Nebel-Krähennester dienen nach deren Verlassen anderen Vogelarten wie Baumfalken, Waldohreulen und Turmfalken als Brutstätte.
Stieglitze waren in den höheren Kronenschichten zahlreicher Silberweiden zu sehen. Die weichen, weiblichen reifen Blütenanteile sämtlicher Weidenarten werden sehr gerne von ihnen eingesammelt und in ihren Nestern als Nestmulde eingebaut.
Unter den Gehölzen waren am meisten die Traubenkirschen, Weißdorn-Sträucher, Pfaffenhütchen-Sträucher und die Schlehen zu finden, die dann in den Herbstmonaten, wenn die Beerenfrüchte zur Reife gelangen, viele Vogelarten anziehen. Durch den Verzehr der Beeren und Früchte legen z.B. Zugvögel ihr lebensnotwendiges weißes Fettdepot an.
Seltsame Geräusche („kuwitt kuwitt kuwitt“-Rufe) vernahmen wir mehr am Ende der Begehung. Diese „Komm-Mit-Laute“ hatten eine frappierende Ähnlichkeit mit den Lautäußerungen eines Waldkauzes, der auch gerne unsere reichstrukturierten Laubmischwälder besiedelt. Beim näheren Hinsehen bemerkten wir jedoch einen Eichelhäher, der in der Lage war, stimmlich gut, unseren einheimischen Waldkauz zu imitieren.
Am 16. Februar 2024 führte die versierte Biologin Maga Roya Payandeh 18 Teilnehmende im Rahmen von ,Schöpfung Erleben‘ wieder auf eine inspirierende Vogelwanderung entlang der Mur Richtung Süden zum Augarten. Im und über dem Wasser tummelten sich Gänsesäger, Mittelmeermöwen und Gebirgsstelzen.
In der Vegetation am Rande des Flusses waren Ringeltauben, Straßentauben, Gartenbaumläufer, Kleiber, ein Buntspecht, Kohlmeisen, Blaumeisen und Haussperlinge zu entdecken. Sogar zwei Zaunkönige tummelten sich im Efeu am Boden und im tiefliegenden Geäst. Mit Ihrem Gesang erfreuten besonders ein Buchfink und eine männliche Amsel. Im Augarten konnte das Balzverhalten der männlichen Stockenten beobachtet werden.
Der krönende Abschluss war der in der Abendsonne posierende Turmfalke vor dem Nistkasten am Dach der Franziskanerkirche.
Am 26. Mai ging es über die Jakobsleiter auf den Reinerkogel. Zahlreiches Vogelgezwitscher empfing die zwölf Teilnehmenden in diesem urwaldähnlichen Wäldchen mitten in Graz.
Halsbandschnäpper, Mönchsgrasmücken, Mauersegler, Rotkehlchen, Gartenbaumläufer, Zilpzalp und noch zahlreiche andere Vogelarten sichteten die 12 begeisterten Teilnehmenden bei herrlich sommerlichem Wetter. Biologin und Bird-Life-Österreich-Mitarbeiterin Maga Roya Payandeh ließ sie an ihrem tiefen Erfahrungsschatz – v.a. bezüglich der Lebensweise der bunten Vogelwelt und der besonderen Bedingungen auf dem Reinerkogel – teilhaben und erweiterte das Wissen der Teilnehmenden beim Erkennen der so unterschiedlichen Vogelstimmen.
In der ersten Veranstaltung unserer Outdoor-Reihe ,Schöpfung Erleben 2023‘ führten die versierten Biologinnen und Erwachsenenbildnerinnen Maga Roya und Maga Simin Payandeh 23 hochinteressierte Teilnehmende auf eine inspirierende Vogelwanderung entlang der Mur Richtung Süden zum Augarten. Gemeinsam folgten sie den Spuren „neuer“ Vogelarten, die als Folge der Klimaerwärmung den Winter bei uns in den Städten verbringen – so auch bei uns in Graz – oder die sich, von Süden kommend, Nistplätze entlang des ausreichend warmen Stadtufers gesucht und inzwischen gefunden haben.
Mit Fernglas, Bestimmungsbuch und Kamera ausgestattet, kamen alle Vogelinteressierten, Bird Watcher und auch teilnehmenden Fotografen bei klaren Wetterverhältnissen ganz auf ihre Kosten, konnten doch tatsächlich der Eisvogel, die Mittelmeermöwe, Gebirgs- und Bachstelze sowie der Gänsesäger gesichtet werden! Auch heimische Vogelarten wie die Nebelkrähe, das Rotkehlchen, der Zaunkönig und die Schwanzmeise erblickten die Teilnehmenden auf ihrer Erkundungstour entlang der Mur.
Mit unerschöpflichem Detailwissen im Gepäck (über die Entwicklung neuer Populationen und deren Lebensbedingungen) versorgten die beiden Vogelexpertinnen Roya und Simin Payandeh die Interessierten, die sich nun auf den 2. Teil unserer Veranstaltungsreihe am 28. April 2023 freuen dürfen. Dann wird es wieder heißen: „Schöpfung Erleben!“ – doch dieses Mal wird das „Frühlingsgezwitscher am Reinerkogel“ unsere Sinne beanspruchen.
Schöpfung erleben: "Die grüne Neune" - Die ersten Wildkräuter am Beginn des Frühlings
Bei einer kleinen Kräuterwanderung am 8.4.2022 durch das Naherholungsgebiet am Lustbühel hat Maga Anna Ebenbauer mit den Teilnehmer:innen einiges an Frühlingswildkräutern gefunden und verkostet.
Dem Jahreskreis entsprechend stand an diesem Abend die BALDRIAN Pflanze im Mittelpunkt der Gesprächsrunde und es wurde deren besondere Stärke vorgestellt.
Der Lustbühel und der Grazer Stadtpark boten den Rahmen für eine Wanderung für Vogelinteressierte. Die Biologin und Bird Life Österreich Mitarbeiterin Mag.a Roya Payandeh führte in versierter Art und Weise jeweils 2 Stunden durch die Grazer Vogelwelt.
Fragen zur Lebensweise der Vögel wurden ebenso behandelt wie jene der Vogelfütterung. Mitunter ist die Artenvielfalt in der Stadt größer als am Land, wegen des geringeren Pestizideinsatzes. Totholzbereiche und Gärten mit Bäumen und Sträuchern werden so zu wahren Paradiesen für Drosseln, Stare, Finken, Meisen, Kleiber, Grasmücken und Kehlchen.